Trotzphasen mit 2: Das steckt dahinter und so könnt ihr damit umgehen

Trotzphasen mit 2: Das steckt dahinter und so könnt ihr damit umgehen

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Kaum ein Elternteil wird nicht irgendwann einmal damit konfrontiert: Die typischen Trotzphasen beim Kleinkind. Vielen von uns fällt ganz besonders im Alter von 2 Jahren eine häufig vorkommende trotzige Phase unserer Kinder auf. Was für uns und unsere Kids sehr anstrengend sein kann, hat aber einen wichtigen Sinn für die Entwicklung. Dass es dabei nicht immer einfach ist, ist selbstverständlich – aber ihr seid nicht allein damit. Nicht umsonst wird das 3. Lebensjahr auch die „Terrible Two“ genannt.

Was genau hinter der Trotzphase bei unseren 2 Jährigen steckt und wie ihr mit gewissen Situationen besser und stressfreier umgehen könnt, erfahrt ihr hier.


Die Trotzphase: Ein wichtiger Entwicklungsschritt unserer Kinder

Dass die Trotzphase unserer Kinder nur eine Phase ist, die wieder vorbeigeht, wissen wir. Trotzdem können wir in solchen Momenten an unsere Grenzen stoßen. Dennoch ist es hilfreich zu verstehen, warum unsere Kinder oftmals so reagieren, wie sie reagieren, dass sie uns nicht ärgern wollen und dass diese Phase ein fester und wichtiger Bestandteil ihrer Entwicklung ist.

Zunächst einmal: Die Trotzphase wird im Fachjargon auch die „Autonomiephase“ genannt. Und „Autonomie“ ist hier der zentrale Faktor. Meist erreicht sie ihren Höhepunkt zwischen 2 und 3 Jahren. Manche KInder sind entspannter, die anderen werfen sich schreiend auf den Boden – jedes Kind durchlebt sie ganz unterschiedlich.



Jeder Mensch durchlebt die Phase der Autonomie

Beruhigend zu wissen ist, dass jeder Mensch – auch du und ich – diese Autonomiephase einmal in seinem Leben durchlebt hat. Basierend auf der Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie ist die Trotzphase unumgänglich. Denn jetzt entwickelt sich vor allem eins: Das Bewusstsein unserer Kinder, ein eigenständiges und unabhängiges Individuum zu sein. Kurz gesagt: Das Ich-Bewusstsein entwickelt sich. Wir alle sind grundsätzlich verschieden und haben unterschiedliche Meinungen – und genau das beginnt unser Kleinkind nun zu verstehen. Es entwickelt seinen eigenen Willen, entdeckt sich selbst und möchte die Umgebung selbstständig und individuell erkunden und erforschen.

Wie lange dauert die Trotzphase?

Meist tritt sie bei Kindern ab 2 Jahren auf und verschwindet langsam wieder mit 3 oder 4 Jahren – aber Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Manche Kinder erleben sie auch schon mit 1,5 Jahren bis zum 6. Lebensjahr.

Emotionale Regulation muss gelernt sein

Dass unsere Kinder häufig extrem emotional auf bestimmte Situationen reagieren liegt daran, dass sie schlicht und einfach noch zu klein sind, um genau zu verstehen, was gerade vor sich geht. Als Beispiel eine typische Situation: Kind A spielt mit Kind B, beide im gleichen Alter. Kind B nimmt das Spielzeug von Kind A und spielt damit. Kind A reagiert extrem emotional mit einem typischen „Trotzanfall“. Für uns mag das übertrieben erscheinen, aber Kind A versteht noch nicht, dass es das Spielzeug wiederbekommt oder überhaupt teilen muss. Es ist schließlich SEIN Spielzeug. Es reagiert emotional über, weil es frustriert ist und hat Schwierigkeiten, diesen Frust zu regulieren.

Dazu kommt noch, dass unsere Kinder in diesem Alter noch nicht in der Lage sind sich richtig auszudrücken – das ist übrigens auch der Grund, warum manche Kleinkinder aus nicht erklärbarem Grund nach uns hauen. Kinder können die eigene Gefühlswelt nicht unterdrücken (und das ist generell auch gut so) und bringen sie dann mit einem Trotz- oder Wutanfall zum Vorschein.

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So könnt ihr mit Trotzphasen umgehen

Wie eure Kinder diese Phase durchleben ist natürlich extrem unterschiedlich. Das hängt mit der Persönlichkeit eines jeden Kindes zusammen, aber auch der Erziehungsstil, wie ernst wird euer Kind in gewissen Situationen genommen oder wie stark ihr auf die Gefühle eingeht, kann die Heftigkeit und Dauer eines Trotzanfalls beeinflussen.

Hier findet ihr Tipps, die nicht nur euren Kindern helfen können, sondern auch euch selber. Es gibt einige Tricks, um sein eigenes Stresslevel in solchen Situationen zu senken, sodass es uns leichter fällt, ruhig und gelassen auf die Gefühle unserer Kinder einzugehen. Denn das ist das A und O jeder Erziehung. Denn nur wenn wir die Gefühle unserer Kinder annehmen und es akzeptieren sie rauszulassen, können Kinder diese auch später zulassen und lernen zu bewältigen.

„Wenn Sie das Gefühl haben, eine Pause von Ihren Kindern zu brauchen, brauchen Sie wahrscheinlich eine Pause von den Gefühlen, die diese Gefühle in Ihnen auslösen.“

Philippa Perry, Psychotherapeutin

  1. Achtet in jenen Momenten auch auf eure eigenen Gefühle

    Woher kommt gerade dieses negative Gefühl, welches mich unter Stress setzt? Gehört es wirklich zur Gegenwart und hat es mit meinem Kind zu tun? Oder hatte ich vielleicht einen stressigen Tag, schlechte Laune oder sonstige Sorgen, die die Situation schlimmer machen? Manchmal hilft es, kurz aus der Situation zu gehen, inne zu halten und sich über seine eigenen Gefühle klar werden zu lassen. Ihr werdet oftmals feststellen, dass eure Wut oder euer Stressempfinden gerade nichts mit eurem Kind zu tun hat, sondern aus ganz anderen Gründen gerade so stark ausgelöst wird.

  2. Dennoch Grenzen aufzeigen und klare „Neins“ ausdrücken

    Wichtig, um unseren Kindern Sicherheit und Orientierung zu geben. Lassen wir alles durch, setzen keine Grenzen und lehren unseren Kindern nie ein „Nein“, besteht die Gefahr, dass sie als Erwachsene häufig frustriert sein werden und mit Niederschlägen nicht gut umgehen können.

  3. Keine Rechthaberei sondern Empathie

    Es ist wichtig, dass ihr auf einer Augenhöhe bleibt und dennoch Respekt habt. Seht die Situation nicht rechthaberisch, euer Kind macht nichts falsch und ihr nichts richtig. Hört in euch und überlegt, wie sich euer Kind gerade fühlt, das ist nebenbei auch äußerst wichtig für die Bindung. Übrigens auch eine wertvoller Hinweis für alle Konflikte, auch in anderen Beziehungen. Machtkämpfe bewirken eher das Gegenteil und es droht eine Eskalation.

  4. Verbalisiert die Gefühle

    Die Art und Weise wie wir kommunizieren bestimmt oftmals, wie eine Konfliktsituation ausgeht. Versucht die Gefühle eures Kindes zu erfassen und zu kommunizieren. „Ich habe das Gefühl, dass du gerade sehr wütend bist.“ Euer Kind fühlt sich verstanden, es lässt euch außerdem ruhiger werden, da sich die Situation nicht hochschaukelt, indem ihr unendlich tadelt und daraus resultierend euer Kind nicht nachgibt.

  5. Lasst die Gefühle eures Kindes zu

    Es ist wichtig, dass unsere Kinder lernen, dass es in Ordnung ist, Emotionen zu zeigen und rauszulassen. Das ist nicht nur für uns Erwachsene wichtig. Wie sollen unsere Kinder lernen, dass es okay ist, Gefühle zu zeigen, wenn sie es immer unterdrücken mussten? Wenn unsere Kinder ihre eigenen Gefühle nicht einordnen können, wie sollen sie lernen diese zu bewältigen?

  6. Unterstellt eurem Kind keine Absichten

    Euer Kind will euch weder ärgern, manipulieren, noch Aufmerksamkeit erzwingen. Versucht euch davon zu lösen zu denken, euer Kind hätte böse Absichten.

  7. Mit Mitgefühl in die Vergangenheit schauen

    Ein sehr interessanter Ansatz der Psychotherapeutin Philippa Perry ist, in die eigene kindliche Vergangenheit zurückzuschauen. Laut Perry können wir gewisse Verhaltensweisen unserer eigenen Elten auf unser kindliches Ich weitergeben und somit auf unsere eigenen Kinder übertragen. Überlegt euch, in welchen Situationen ihr besonders gestresst seid und fragt euch: Wie wurde mit mir in diesem Alter in der gleichen Situation umgegangen? Es kann helfen, darüber nachzudenken und in sich zu hören, anstatt blind durch Gefühle falsch auf unser Kind zu reagieren.


Unsere Kinder sind unser Spiegel!

„Kinder tun nicht, was wir sagen – sie tun, was wir tun.“

Philippa Perry, Psychotherapeutin

Wir als Elternteil sind die wichtigste Bezugsperson unserer Kinder. Dementsprechend liegt es auf der Hand, dass sich die Kleinsten alles von uns abschauen. Darum ist es unumgänglich, sich selbst zu reflektieren und zu beobachten. Wie gehe ich mit Stresssituationen um? Werde ich laut? Nervös? Verzweifelt? Wie äußere ich Wut? Wie gehe ich mit Konflikten um? All das ist wichtig im Umgang mit unseren Kindern. Reagieren wir in gewissen Situationen eher negativ, wird unser Kind genau das Gleiche tun. Schließlich agieren ihre engsten Vertrauen genauso – also muss es doch richtig sein.

Versucht euch stets zu beobachten und ggf. an euch zu arbeiten. Bleibt ruhig, entspannt und vergesst nicht, dass es nur eine Phase ist, die dazugehört.